Fakten

Bernstein bezeichnet den seit Jahrtausenden bekannten undurchsichtigen gelben Schmuckstein aus fossilem Harz.

Der älteste bekannte Bernstein stammt aus etwa 310 Millionen Jahre alten Steinkohlen. Das Harz damaliger Bäume ist als feste Substanz erhalten geblieben.

Bereits seit vorgeschichtlichen Zeiten wird Bernstein als Schmuck und für Kunstgegenstände verwendet. Einige in Ägypten gefundene Objekte sind z.B. mehr als 6000 Jahre alt.

Das altgriechische Wort für Bernstein ist ḗlektron (ἤλεκτρον), was mit „Hellgold“ übersetzt werden kann. Die Römer bezeichneten den Bernstein mit dem griechischen Fremdwort electrum oder nannten ihn succinum (wohl nach succus, dicke Flüssigkeit, Saft) in der richtigen Vermutung, er sei aus Baumsaft entstanden.

Im Arabischen wird Bernstein als anbar bezeichnet; hieraus leitet sich die heutige Bezeichnung für Bernstein in einigen Sprachen ab (z.B. engl: amber; frz.: ambre jaune; span.: el ámbar; ital.: ambra).

Seit langem wird der Name Bernstein als Sammelbegriff für alle feste Partikel bildenden fossilen Harze verwendet.

Inklusen Bewunderung lösen immer wieder die vorzüglich erhaltenen Einschlüsse im Bernstein aus. Insbesondere die Inklusen zart geflügelter Insekten bestechen durch ihre feinsten Details bei vollkörperlicher Erhaltung. Sie sind weder zusammengedrückt noch anderweitig verformt.

Stücke mit vollständig erhaltenen Zeugnissen des damaligen Lebens sind aus wissenschaftlicher Sicht besonders wertvoll. Diese Einschlüsse sind Fossilien von kleinen Tieren oder Pflanzenteilen, deren Abdrücke, in seltenen Fällen auch Gewebereste, im Bernstein seit Jahrmillionen perfekt erhalten sind.

Inklusen sind im Allgemeinen nur in transparenten oder zumindest halbtransparenten Stücken zu sehen. Die in Bernstein konservierten Lebensformen sind überwiegend Waldbewohner gewesen.

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Eigenschaften Die Farbe des Bernsteins reicht von farblos über weiß, hell- bis goldgelb und orange bis hin zu Rot- und Brauntönen, bei getrübten Stücken können durch Lichtbrechungseffekte auch grünliche und bläuliche Töne auftreten. Dunkelbraune bis schwarzgraue Stücke enthalten größere Mengen pflanzlicher und mineralischer Einschlüsse.

Der Trübungsgrad hängt von der Anzahl der in ihm enthaltenen mikroskopisch kleinen Bläschen ab.

 

Bernstein hat einen sehr hohen elektrischen Widerstand. In trockener Umgebung kann er durch Reiben an textilem Gewebe (Baumwolle, Seide) oder Wolle elektrostatisch aufgeladen werden.

Diese Eigenschaft kann als zerstörungsfreier, wenn auch – gerade bei kleineren Stücken nicht immer einfach durchzuführender – Echtheitstest verwendet werden: Der aufgeladene Bernstein zieht kleine Papierschnipsel, Stofffasern oder Wollfussel an.

Dieser Effekt war bereits in der Antike bekannt und wurde durch die Werke von Plinius dem Älteren überliefert. Auch der griechische Philosoph Aristoteles berichtet darüber.

 

Bernstein leuchtet unter UV-Bestrahlung in unverwittertem oder frisch angeschliffenem Zustand blau und in verwittertem Zustand in einem matten Olivgrün.

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Echtheitstest Zum Prüfen ob es sich bei einem Bernstein um ein Original oder ein Imitat handelt, kann eine glühende Nadel verwendet werden. Diese hält man an den Stein und zieht sie mit etwas Druck darüber. Bildet sich eine Rille und wird der Stein schmierig bzw. riecht er harzig, während die Nadel an einer Stelle bleibt, ist es Bernstein. Andernfalls ist es ein Imitat.

Alternativ kann man auch die Dichte des Bernsteins zum Test nutzen. Bernstein sinkt in Süßwasser (z.B. normalem Leitungswasser), schwimmt jedoch in konzentriertem Salzwasser. Man benutzt zwei Gefäße, eines mit Süßwasser, eines mit Salzwasser (etwa zwei Esslöffel Salz auf einen Viertelliter Wasser). Bernstein versinkt im ersten Glas, schwimmt jedoch im zweiten. Plastik schwimmt auch auf Süßwasser, Steine und Glas versinken im Salzwasser.

Zur Prüfung der Echtheit von Bernstein eignet sich auch die Fluoreszenz-Methode, da Bernstein unter UV-Licht weiß-blau strahlt, Plastik jedoch nicht.

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Verwendung von Bernstein in der Geschichte Der Bernstein hat den Menschen schon immer fasziniert. Er galt in allen bedeutenden Dynastien und zu allen Zeiten als Zeichen von Luxus und Macht. Daher wurde er schon früh als Schmuck verarbeitet.

Bernstein war neben Salz und Rohmetall (Bronze und Zinn) eines der begehrtesten Güter. In Hortfunden und bei Grabfunden taucht er regelmäßig auf.

Um 4300v.Chr. war Bernstein nach wie vor ein begehrter Rohstoff. Die Bauern sammelten Bernstein in großem Maße und verarbeiteten diesen zu Ketten und Anhängern, die getragen oder zu rituellen Zwecken verwendet wurden. Archäologische Funde belegen die Bedeutung des Bernsteins nicht nur als Opfergaben und Grabbeigaben aber auch als Handelsgut.

In der Bronzezeit nahm das Interesse am Bernstein zunächst ab, obwohl das Material eine beliebte Grabbeigabe blieb. Ein Collierfund in einem 3000 Jahre alten Urnengrab bei Ingolstadt zeigte eine Halskette aus etwa 3000 Bernsteinperlen, die von unschätzbarem Wert gewesen sein muss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Ingolstädter Bernsteincollier

 

 

In der Eisenzeit wurde Bernstein durch Phönizier, Griechen, Skythen, Ägypter, Balten und Slawen als „Tränen der Sonne“ beziehungsweise „Tränen oder Harn der Götter“ bezeichnet. Die Griechen schätzten den Bernstein als Edelstein, den sie als Tauschmittel für Luxusgüter aller Art nutzten, wie bei Homer erwähnt und beschrieben. Die Römer nutzten ihn als Tauschmittel und für Gravuren. Zur Zeit der Wikinger war er wieder ein begehrtes Material, das als Räucherwerk benutzt oder kunstvoll verarbeitet wurde. Aus dieser Zeit sind beispielsweise Funde von Perlen für gemischte Ketten, Spinnwirtel, Spielbrettfiguren und Würfel aus Bernstein bekannt.

Die Römer Tacitus und Plinius der Ältere schrieben über den Bernstein sowie seine Herkunft und seinen Handel. Kaiser Nero soll Bernstein in großen Mengen zu Repräsentationszwecken genutzt haben. Im Rom der Kaiserzeit trieb nicht nur der Kaiser, sondern auch das Volk mit dem Bernstein einen verschwenderischen Luxus. Man trank aus Bernsteingefäßen, er zierte alles, was von Wert war, und wohlhabende Frauen färbten ihr Haar bernsteinfarben. Plinius der Jüngere soll sich darüber geärgert haben, „dass ein kleines Figürchen aus Bernstein teurer als ein Sklave sei“.

Im Mittelalter und für katholische Gebiete wurde der Bernstein hauptsächlich zur Herstellung von Rosenkranz-Gebetsketten genutzt. Wegen seines hohen Wertes stellten Feudalherren die Gewinnung und Veräußerung allen Bernsteins Ost- und Westpreußens bald unter Hoheitsrecht. Das Sammeln und der Verkauf von Bernstein auf eigene Rechnung wurden geahndet, zeitweilig wurde in besonders schweren Fällen die Todesstrafe verhängt. Die Küstenbewohner hatten die Pflicht, unter der Bewachung seitens Strandreiter und Kammerknechte Bernstein zu sammeln und abzuliefern.

In der Neuzeit wurde Bernstein nach alter Tradition zu Schmuck verarbeitet und auch für Schatullen, Spielsteine und -bretter, Intarsien, Pfeifenmundstücke und andere repräsentative Sachen verwendet.

Die bekannteste Fundregion von Bernstein in Europa ist der südöstliche Ostseeraum, das Baltikum, insbesondere die Halbinsel Samland (Kaliningrader Gebiet, Russland) zwischen Frischem und Kurischem Haff.

Im 16. und 17. Jahrhundert nutzten die preußischen Herrscher den Bernstein für Repräsentationszwecke und ließen verschiedene Zier- und Gebrauchsgegenstände daraus fertigen. Der preußische Hof gab hunderte von Bernsteinkunstgegenständen in Auftrag, vor allem Pokale, Dosen, Konfektschalen und Degengriffe, die als Hochzeits- und Diplomatengeschenke in viele Kunstsammlungen europäischer Fürsten- und Herrscherhäuser gelangten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten größeren Bernsteinmöbel.

Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Bernstein hauptsächlich durch Strandlese gewonnen. Im Jahr 1875 wurde bei Palmnicken das wohl weltweit erste Bernsteinbergwerk errichtet. Bernsteinschmuck wurde nun auch mehr und mehr zu einem Produkt der wohlhabenden Bürgerschicht.

1926 entstand in Ostpreußen die weltgrößte Manufaktur, die Staatliche Bernstein-Manufaktur Königsberg (SBM), in der bis 1945 künstlerische Produkte und Gebrauchsgegenstände aus Bernstein gefertigt wurden. Daher wurde Bernstein auch schnell „Preußisches Gold“ genannt.

Mindestens 75 % der Weltproduktion von Bernstein entstammt derzeitig dem regulären Bergbau auf der Halbinsel des Samlandes (Oblast Kaliningrad, Russland; ehemals Ostpreußen).

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Bernsteinstraße Bernstein war immer schon ein begehrtes Handelsprodukt und um in seinen Besitz zu kommen haben Menschen Gefahren und Strapazen auf sich genommen. Auf mehreren Pfaden, die sich an Felsen und Flussläufe schmiegten, verliefen Handelsrouten. In der Bronzezeit hatte es das kostbare Harz bis nach Oberitalien geschafft und diente als Zahlungsmittel.

Die Handelswege des Bernsteins werden als Bernsteinstraßen bezeichnet. Sie verlaufen bündelförmig nach Süden zum Mittelmeer.

Von den vielen Routen, die durch Europa verliefen, war die Nordroute von St. Petersburg bis Aquileia die wichtigste. Es handelte sich um Wege, die der natürlichen Topografie folgten, mit Aussichtswarten versehen waren und die Händler von Stützpunkt zu Stützpunkt an ihr Reiseziel geleiteten.

Die wintersichere Verbindung zwischen Carnuntum an der Donau und Aquileia in Italien wird römische Bernsteinstraße genannt und ist dem römischen Straßennetz zugehörig. Diese älteste Binnenstraße Zentraleuropas verband auf rund 1700 km Länge die Ostsee mit der Adria und ging durch die heutigen Staaten Italien, Slowenien, Ungarn, Österreich, Tschechien, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Russland.

 

Heilkräfte des Bernsteins Bernstein wird seit alters her als Heilmittel eingesetzt. Er wurde am Körper getragen, oft mit einem Band um den Hals befestigt. Später kamen Formgebung und Verzierung hinzu.

So schreibt Plinius der Ältere in seiner „Naturalis historia“, dass auf der Haut getragene Bernsteinamulette vor Fieber schützen. Der griechische Arzt Pedanios Dioskurides beschrieb im 1. Jh. n. Chr. in seinem Werk „Materia Medica“ die Heilwirkung von Bernstein bei „Podagraschmerzen, Dysenterie und Bauchfluss“.

Thales von Milet setzte die elektrostatischen Eigenschaften des Bernsteins mit magnetischen Kräften gleich, die nicht nur Staub und Gewebefasern anziehen, sondern auch andere winzige Gebilde, die schädlich auf die menschliche Gesundheit einwirken können (heute würden wir dazu „Krankheitserreger“ sagen).

Nach mittelalterlichen Manuskripten (12.Jahrhundert), die Hildegard von Bingen zugeschrieben werden, galt Bernstein als eines der wirksamsten Medikamente gegen eine ganze Reihe von Erkrankungen und Beschwerden (z.B. Magenbeschwerden, Blasendysfunktion). Aus der gleichen Zeit stammt das Verbot, mit weißem Bernstein zu handeln, ausgesprochen vom Deutschritterorden, der die Bernsteingewinnung und -nutzung kontrollierte, da ihm besondere heilende Kräfte zugeschrieben wurden und er vom Orden selbst für medizinische Zwecke verwendet wurde. Georgius Agricola empfahl in seiner Schrift „De peste“ (1554) verschiedene Bernsteinmixturen als vorbeugendes Mittel gegen die Pest.

Der Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch analysierte im Jahre 1886 Bernsteinsäure und kam zu dem Ergebnis, dass Bernsteinsäure einen positiven, unter anderem immunitätssteigernden Einfluss auf den menschlichen Organismus haben kann und, selbst in großen Mengen verabreicht, den Organismus nicht schädigt.

In der Esoterik gilt Bernstein als „Heil- und Schutzstein“, der Ängste nehmen und Lebensfreude schenken soll. Ferner wird Bernstein von Esoterikern als „Zahnungshilfe“ eingesetzt:

Eine Bernsteinkette, um den Hals des Babys gelegt, erleichtere dem Kind das Zahnen und nehme ihm die Schmerzen. Bernstein entfalte angeblich eine entzündungshemmende Wirkung. Wahrscheinlicher ist, dass Bernstein aufgrund seiner Beschaffenheit als Beißring taugt, wenn das Baby die Kette in den Mund nimmt.

Ebenfalls wird „eine Aura aus positiven Schwingungen“ in der Steinheilkunde erwähnt, die vom Bernstein ausgehe

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Bernsteinzimmer Das berühmteste Kunstobjekt aus Bernstein war das Bernsteinzimmer. Im 18. Jahrhundert ließ der preußische König Friedrich I.das Bernsteinzimmer für sein Charlottenburger Schloss in Berlin fertigen, das 1712 fertig gestellt wurde. 1716 verschenkte sein Sohn das Zimmer an den russischen Zaren Peter I. Später wurde es in den Katharinenpalast bei St. Petersburg eingebaut, im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen geraubt und nach Königsberg gebracht. Seit 1945 ist es verschollen. Ob es verbrannte oder erhalten blieb, ist ungeklärt. Es gibt allerdings Gerüchte, wonach das Bernsteinzimmer noch immer in unterirdischen Stollen eingelagert sein soll.

In den Jahren 1979 bis 2003 haben russische Spezialisten im Katharinenpalast bei Puschkin das für die Öffentlichkeit wieder zugängliche Bernsteinzimmer rekonstruiert, nachdem bis dahin unbekannte Fotografien gefunden worden waren, die dieses einzigartige Projekt ermöglichten.

 

 Rekonstruiertes Bernsteinzimmer

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Besonderheiten Das größte bisher bekannte Bernsteinstück wurde 1991 im Rahmen einer Forschungsexpedition in Zentral-Sarawak (Indonesien) entdeckt. Es wog im Ursprungszustand etwa 68kg und bedeckte eine Fläche von 5m². Es konnten jedoch nur mehrere Teilstücke geborgen werden, von denen sich die beiden größten mit einem Gesamtgewicht von etwa 23kg im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart befinden, das auch im Besitz einer Guinnessbuch-Urkunde (1995) für den größten Bernsteinfund ist.

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Der griechische Mythos In der Bronzezeit betrieben Menschen in Europa regen Handel. Und zwar mit einem Rohstoff, dessen Entstehen die Griechen durch mythologische Erzählungen erklärten: Phaethon, Sohn des Sonnengottes Helios, leiht sich den Sonnenwagen von seinem Vater aus, um damit ein wenig am Firmament zu „cruisen“. Die vier PS versetzen den jungen Wilden in einen Geschwindigkeitsrausch, er verliert die Kontrolle über den Wagen und kommt von der Fahrbahn ab. Die Folge davon sind völlig durcheinander gewürfelte Sternzeichen. Beim Sturzflug in Richtung Erde setzt das feurige Gefährt auch noch den Kaukasus und den Ätna in Brand. Landstriche versengen, Städte verbrennen. Auch dass Libyen eine Wüste ist, verdanken wir Phaethons Höllenritt, der sich inzwischen wünscht, niemals die Zügel in die Hand genommen zu haben. Die Reue kommt zu spät. Zeus schleudert einen Blitz nach ihm, trifft ihn und beendet das Weltuntergangsspektakel. Phaethon stürzt in den Fluss Eridanos und seine Schwestern, die Heliaden, weinen bittere Tränen. Als Helfershelferinnen wird es ihr Schicksal, ihr Leben zur Strafe als Pappeln zu fristen. Ihre Tränen, die aus der Rinde perlen, verwandeln sich schließlich im Sonnenlicht zu einem Stoff, der den Grundstein für eine der wichtigsten Straße Europas darstellt – Bernstein. Soweit der Mythos.

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